Max Gelhaar präsentiert stolz seine Silbermedaille. Foto: Kevin Voigt/DBS
Max Gelhaar präsentiert stolz seine Silbermedaille. Foto: Kevin Voigt/DBS

Paralympics: So lief der erfolgreiche Para Triathlon-Tag

Es braucht nicht unbedingt die Goldmedaille, um strahlende Gesichter zu sehen. Beim Para Triathlon-Spektakel am Pont Alexandre III hat Max Gelhaar in einem engagierten Rennen die Silbermedaille gewonnen. Anja Renner mit Guide Maria Paulig sowie Martin Schulz erkämpften sich in ihren stark besetzten Startfeldern jeweils Bronze und waren im Ziel überglücklich. Neele Ludwig kam auf den achten Rang, Elke van Engelen wurde Zehnte. Alle fünf zeigten sich von der einzigartigen Kulisse und der großartigen Stimmung an der Seine absolut überwältigt.

Max Gelhaar setzt Drehbuch eins zu eins um

„Ich habe definitiv Silber gewonnen und nicht Gold verloren“, sagte Max Gelhaar nach seinem fulminanten Para Triathlon-Rennen am Pont Allexandre III. Nach 750 Metern Schwimmen in der Seine, 20 Kilometern auf dem Rad und fünf Kilometern Laufen musste er nur dem Spanier Daniel Molina den Vortritt lassen, der mit einer beeindruckenden Laufleistung zur paralympischen Goldmedaille stürmte. Dritter wurde der Niederländer Nico van der Burgt. „Das Schwimmen war härter, als ich erwartet hätte. Alle sind übereinander und untereinander geschwommen. Ich hatte gehofft, dass das etwas kontrollierter abläuft“, meinte Gelhaar verwundert. Nach einem guten Schwimmen ging er als Vierter mit 22 Sekunden Rückstand auf die Radstrecke, wo er sich kontinuierlich nach vorn arbeitete und bereits in der zweiten Runde die Führung übernahm. „Ich habe die Flucht nach vorne gesucht, habe aber irgendwann gemerkt, dass der Vorsprung wahrscheinlich nicht ganz ausreicht, um am Ende ganz vorne zu landen“, sagte der Leipziger. Im Ziel zeigte er sich rundum glücklich mit seiner Leistung und strahlte bei der Siegerehrung mit der Silbermedaille um seinen Hals um die Wette. „Max braucht für seine Rennen immer ein Drehbuch. Das hat er heute eins zu eins umgesetzt und sich seine verdiente Medaille geholt“, freute sich auch Bundestrainer Tom Kosmehl.

Für den Gold-Hattrick hat es bei Martin Schulz bei seinen vierten Paralympics zwar nicht gereicht, aber in einem absolut hochklassigen Feld war sein Rennen an Spannung kaum zu überbieten. Überraschend lag er nach dem Schwimmen mit deutlichem Rückstand auf die Spitze zunächst auf Rang sechs. Grund genug, auf dem Rad eine furiose Aufholjagd zu beginnen. Nach der zweiten Radrunde hatte er sich bereits auf Platz vier vorgearbeitet. Spektakulär wurde es dann auf der fünften und letzten Runde. Couragiert stürmte er an allen vorbei, um als Erster in die Laufschuhe zu wechseln. Doch die Konkurrenz war nur wenige Sekunden hinter ihm, so dass auf den abschließenden drei Laufrunden ein Kampf um die Medaillenplätze begann. Schon bald wurde Schulz vom Brasilianer Ronan Cordeiro und dem US-Amerikaner Chris Hammer gestellt. Zwischen ihnen entbrannte ein Duell, das Hammer schließlich für sich entschied. Schulz wurde Dritter und war absolut überwältigt und glücklich. „Ich habe auf jeden Fall Bronze gewonnen, mit ganz großem Ausrufezeichen: Die Bronzemedaille bedeutet mir so viel, fast mehr als die zweite Goldmedaille in Tokio“, sagte er mit Tränen in den Augen.

Anja Renner und Maria Paulig erreichen stolz ihr Minimalziel

Anja Renner und Maria Paulig haben mit dem Gewinn der Bronzemedaille ihr großes Ziel erreicht. „Wir kennen unsere Konkurrenz und wissen, was wir leisten können. Platz eins und zwei haben wir eigentlich ausgeschlossen, aber mit der Bronzemedaille haben wir auf jeden Fall geliebäugelt“, sagte Renner. Als Siebte nach dem Schwimmen machten die beiden auf dem Rad zunächst eine Platzierung gut, bevor sie auf den abschließenden fünf Kilometern ihre Laufstärke ausspielten. Am Ende lagen Renner und Paulig exakt eine Minute vor den Viertplatzieren aus Großbritannien und jubelten im Ziel über Bronze. Maria Paulig freute sich nicht nur über die Medaille, sondern auch darüber, ihre Aufgabe so gut gelöst zu haben. „Als Guide habe ich die Verantwortung dafür, das Rennen für Anja solide über die Bühne zu bringen. Es macht mich stolz, nicht versagt zu haben“, sagte sie. Sie wisse, wie viele Aufwand, Zeit und Energie ihre Teampartnerin in diesen Sport hineinsteckt. „Da freut es mich, dass wir unser Minimalziel erreicht haben.“ Gold und Silber gewannen Susana Rodriguez/Sara Sala Perez aus Spanien vor Francesca Tarantello/Silvia Visaggi aus Italien.

Neele Ludwig und Elke van Engelen verkaufen sich gut

Neele Ludwig wurde bei ihren ersten Paralympics Achte. „Neele ist absolut happy mit ihrem Rennen und hat es sehr genossen, vor dieser tollen Kulisse zu starten. Sie hat sich hier sehr gut verkauft“, sagte Bundestrainer Tom Kosmehl. Ludwig selbst war von ganz vielen Aspekten beeindruckt: „Die Strecke im Herzen von Paris war unglaublich! Das Schwimmen hat gut geklappt, das Radfahren war meine beste Leistung, und beim Laufen habe ich versucht, nochmal alles zu geben“, sagte sie und betonte, dass sie insgesamt mehr als zufrieden sei. Die Medaillen gingen an die US-Amerikanerin Hailey Danz, Veronika Yoko Plebani aus Italien und Alyssa Seely (USA).

Elke van Engelen wurde in einem soliden Rennen Zehnte in ihrer Startklasse. „Es war ein unvergessliches Erlebnis. Es war zwar nicht mein bestes, aber definitiv mein größtes Rennen, das ich bisher erleben durfte“, sagte sie. Dass das Schwimmen gegen die Strömung schwierig werden würde, hatte sie erwartet. Nur, dass sich das auf die Rad-Leistung auswirken würde, hätte sie nicht gedacht. „Ich wollte gern wieder die schnellste Radzeit, so war es nur die dritte“, sagt sie mit einem Lächeln. Vielleicht waren die Auswirkungen einer leichten Erkältung ausschlaggebend dafür. Was van Engelen jedoch im Herzen bewahren wird: „Nach dem Rennen kamen Athletinnen aus meiner Startklasse zu mir und sagten, dass es toll war, das wir das hier heute gemeinsam bewältigt haben. Da ist heute irgendwas entstanden – das finde ich sehr besonders.“

Quelle: Heike Werner / DBS

Foto: Kevin Voigt / DBS

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