Paralympics: Zwischen Primetime-Premiere und Livestream-Lücken
Es ist ein historisches Novum im deutschen Fernsehen: Erstmals werden Wettkämpfe der Paralympics zur Primetime übertragen. Am Mittwochabend übertrugt die ARD im Anschluss an die Tagesschau ab 20.15 Uhr live, als Markus Rehm im Stade de France zu seiner vierten paralympischen Goldmedaille gesprungen war. Doch nicht alle Wettkämpfe können in Deutschland verfolgt werden.
ARD und ZDF zeigen von den Paralympics in Paris im TV und per Livestream so viel wie nie zuvor. Am 4. und 6. September ist der paralympische Spitzensport sogar ab 20.15 Uhr zu sehen und feiert damit Primetime-Premiere. „Paralympics zur besten Sendezeit – das ist historisch, das ist wunderbar! Gleichzeitig ist es angemessen und überfällig. Wenn die drittgrößte Sportveranstaltung der Welt in Europa stattfindet, dann gehören die Wettkämpfe in die Primetime. Es ist ein großartiger Meilenstein für die Paralympische Bewegung in Deutschland“, freut sich DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher.
Doch bei allem Jubel gibt es auch einen Wermutstropfen. Der phänomenale wie überraschende Gewinn der Goldmedaille von Rollstuhlfechter Maurice Schmidt im Grand Palais am Dienstag konnte in Deutschland nicht verfolgt werden, ebenso wenig der dramatische Kampf von Para Sportschützin Natascha Hiltrop, die einige Stunden zuvor den zweiten Paralympics-Sieg ihrer Karriere feierte. Die Erkenntnis: Über 100 Stunden Livestream-Angebot reichen nicht aus, um die Wettkämpfe von 143 deutschen Athlet*innen an elf Wettkampftagen abzubilden. Zwar bietet das Internationale Paralympische Komitee mehr oder weniger umfangreiches Bewegtbildmaterial von allen 22 Sportarten – doch in Deutschland können diese Streams aus Rechtegründen nicht gezeigt werden. In rund 175 Ländern weltweit hingegen schon.
„Es gab zahlreiche wichtige und spannende Wettkämpfe mit deutscher Beteiligung bei diesen fantastischen Paralympischen Spielen, die leider nicht im TV oder Stream übertragen wurden. Diese Lücken in der Berichterstattung sind bedauerlich, da sie den Zuschauer*innen die Möglichkeit nehmen, die Vielfalt und die Faszination des paralympischen Sports in vollem Umfang zu erleben. Dieser Unmut erreicht uns in zahlreichen Zuschriften – und geht weit über enttäuschte Familien und Freunde unserer Athlet*innen hinaus.“
Das Fazit des DBS-Präsidenten: „Über 100 Stunden im Livestream, erstmals in der Primetime und generell attraktive Sendezeiten – das sind tolle Fortschritte, über die wir uns freuen. Doch wenn viele Wettkämpfe in Deutschland nicht verfolgt werden können, dann wollen und werden wir uns nicht zufrieden zurücklehnen, sondern weiter für mehr Sichtbarkeit für den Para Sport kämpfen.“
Text: DBS
Foto: Florian Schwarzbach / DBS
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