Marco Maiers zweiter Streich
Spätestens seit seinem Weltcup-Sieg im schwedischen Östersund Ende Januar ist klar gewesen: Marco Maier zählt im Langlauf-Sprint bei den Paralympics zu den Medaillenkandidaten bei den Männern stehend. Das baute einen gewissen Druck auf. Der 22-Jährige aus Blaichach, der seit einigen Jahren in Freiburg lebt und trainiert, hielt dem Druck Stand – auch wenn er im Fernsehinterview verriet: „Vor dem Finale waren meine Knie ganz schön weich.“
Als Prologschnellster hatte sich Marco Maier fürs Halbfinale qualifiziert und dort ein taktisch kluges Rennen gezeigt. „Jetzt ist alles drin“, sprach der Bundestrainer Ralf Rombach vor dem Finale und wies Maier an, schnell an dem aufgrund des höheren Behinderungsgrades zwei Sekunden vor ihm startenden Kasachen Alexandr Gerlits vorbeizukommen und sich an den rasant angehenden Chinesen Jiayun Cai heranzuhängen. Daran hielt sich Maier fast perfekt. Im zweiten Anstieg ließ er Gerlits stehen, kurz darauf schnappte er sich Cai. Nur an den vorausgeeilten Franzosen Benjamin Daviet kam er nicht mehr ran. 1,3 Sekunden fehlten auf den neuen paralympischen Champion.
Es war alles andere als ein Grund zum Ärgern für Maier, der im Zielsprint einen Angriff des Ukrainers Grygorii Vovchynski abwehrte und direkt hinter der Ziellinie ausgelassen jubelte. „Ich bin sehr zufrieden. Eine Medaille kann man nicht verlieren, sondern nur gewinnen“, sagte er und freute sich über sein zweites Silber bei diesen Winterspielen auch deswegen so, weil sich die Bedingungen eher nach Frühlingsspielen angefühlt hatten, was für den 1.93-Meter ein Hindernis war. „Beim Einlaufen war der Schnee noch echt schnell. Das liegt mir. Dann ist es aber immer wärmer geworden, immer langsamer und immer tiefer. Mit meiner Statur habe ich da Nachteile, weil ich viel einsinke.“
15-Jährige Kazmaier gewinnt dritte Medaille
Bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung sorgte die Jüngste im deutschen Team für das nächste Aha-Erlebnis. Linn Kazmaier (SZ Römerstein) qualifizierte sich mit ihrem Guide Florian Baumann souverän für Halbfinale und Finale, wo sie dann zwar gegen die Österreicherin Carina Edlinger und Oksana Shyshkova (Ukraine) keine Chance hatte, sich im teaminternen Duell mit Leonie Walter (SC St. Peter, mit Guide Pirmin Strecker) aber die Bronzemedaille sicherte.
Florian Baumann durfte man damit gleich doppelt gratulieren: Zu dritten Medaille bei diesen Paralympics und zum 21. Geburtstag, der „definitiv ein besonderer“ war, wie er sagte. „Ihn allein schon hier zu feiern und dann noch so Superrennen abzuliefern, das ist schon cool.“ Leonie Walter, die ihre Stärken eher auf den längeren Distanzen sieht als beim Sprint, trauerte der verpassten Medaille kein Stück hinterher. „Ich bin glücklich über die vergangenen Tage“, sagte die Sensations-Goldmedaillen-Gewinnerin vom Dienstag im Biathlon über zehn Kilometer. „Heute kann ich mit Platz vier sehr zufrieden sein.“
Direkt hinter ihr reihte sich die dritte Deutsche im Feld ein. Johanna Recktenwald (Biathlon Team Saarland, mit Guide Valentin Haag) zeigte zwei couragierte Auftritte in Prolog und Halbfinale. „Es hat voll Spaß gemacht heute. Ich hatte nichts zu verlieren und freue mich sehr über diesen fünften Platz.“
Text: Benjamin Schieler / DBS
Foto: Ralf Kuckuck / DBS