Es wäre so eine „Geschichte“ gewesen, die Sportjournalisten gerne annehmen und als „Phönix aus der Asche“ oder Aschenputtel-Story betiteln. Ein 16-Jähriger qualifiziert sich in seinem ersten internationalen Rennen für die Paralympischen Spiele. Dabei schiebt er sich an einem paralympischen Teilnehmer von 2016 vorbei. Eine Geschichte die erstaunt und begeistert hätte. Doch die Geschichte bleibt ungeschrieben.
Felix Höfner vom SC DHfK musste im Vorfeld seines ersten internationalen Auftrítts im Para Kanu eine herbe Enttäuschung verkraften. In Szeged (Ungarn) wurde der erst 16-Jährige bei seiner ersten internationalen Klassifizierung in die Startklasse Kajak Level 3 (Kl3) umklassifiziert. Höfner war in Deutschland für die Startklasse Kl 2 gemeldet und national vorklassifiziert worden. Ein Protest der deutschen Parakanu-Nationalmannschaft wurde abgelehnt. „Natürlich ist es ein Schlag gewesen. Damit haben wir nicht gerechnet, dass 1 Punkt mehr in der medizinischen Klassifizierung gleich noch mehr Punkte in der technischen Klassifizierung nach sich ziehen wird, und Felix damit am unteren Ende der Kl 3 endet“, so Bundestrainer Andre Brendel. Eine Änderung der Startklasse kann frühestens nach den Paralympics bei der Weltmeisterschaft in Kopenhagen erfolgen. Statt Paraylmpics war nun das Erreichen des Halbfinals das neue Ziel. Denn in der Startklasse Kl3 sitzen Athlet*innen mit einer geringen Behinderung. Damit ist die Startklasse auf 200 Meter schneller unterwegs als die Startklasse Kl2.
Sportlich zeigte sich Höfner wenig beeindruckt von der Umklassifizierung. Im Vorlauf kam Höfner nach 48,13 Sekunden im Ziel an. Damit belegte er den vierten Rang in seinem Vorlauf und qualifizierte sich für das Halbfinale. Die Erholungsphase zwischen dem Vorlauf und dem Halbfinale war recht kurz. Mit 52,48 Sekunden belegte Höfner den achten Platz in seinem Halbfinallauf und schied aus. Der Silbermedaillengewinner von Rio 2016, Tom Kierey, erreichte in der gleichen Startklasse im A-Finale den fünften Platz (43,67 Sekunden).
Insgesamt kämpften mehr als 130 Para Kanuten aus 37 Ländern um die letzten möglichen Startplätze für die Paralympics in Tokio. Für einige Sportler*innen war der Weltcup in Szeged der erste internationale Wettkampf seit 2019.
Text: Pressemeldungen DKV / Christel Schlisio & SBV
Foto: Christel Schlisio