Paralympics - Spitzensport im Behindertensport

FAQ Paris 2024: Die wichtigsten Fragen auf dem Weg zu den Paralympics

Der Countdown läuft: In einem Jahr wird am 28. August 2024 bei der Eröffnungsfeier auf dem Place de la Concorde das paralympische Feuer entzündet. Es wird der Startschuss für die 17. Paralympischen Sommerspiele, bei dem das Team Deutschland Paralympics in einer Vielzahl an Sportarten an den Start gehen wird. Hier gibt es Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Paralympischen Spiele in der französischen Hauptstadt.

"Paris, wir sind bereit!" - hier geht's zu unserem Lustmacher-Clip auf die Paralympischen Spiele in einem Jahr.

In Paris werden insgesamt 4.400 Athlet*innen aus rund 170 Nationen an elf Wettkampftagen gegeneinander antreten. Die bisherige Bestmarke waren 164 teilnehmende Nationen 2012 in London. Aus Deutschland werden voraussichtlich 120 bis 150 Sportler*innen dabei sein, wobei die Größe der Mannschaft stark abhängig ist von der Qualifikation in den Mannschaftssportarten. Diese ist nun deutlich schwieriger, da das Internationale Paralympische Komitee (IPC) das Starterfeld erstmalig auf acht Teams je Sportart beschränkt hat. Bei den Spielen in Tokio ging das Team D Paralympics mit 133 Athlet*innen ins Rennen. Der endgültige Kader wird nach der offiziellen Nominierung Mitte Juli 2024 bekanntgegeben.

Innerhalb von elf Tagen finden 549 Medaillen-Wettbewerbe in 22 Sportarten statt - das sind zehn Entscheidungen mehr als bei den vergangenen Paralympics und so viele wie noch nie. Im Programm sind alle Sportarten, die bereits bei den Spielen in Tokio ausgetragen wurden:

Blindenfußball, Goalball, Para Badminton, Para Boccia, Para Bogensport, Para Dressursport, Para Gewichtheben, Para Judo, Para Kanu, Para Leichtathletik, Para Radsport, Para Rudern, Para Schwimmen, Para Sportschießen, Para Taekwondo, Para Tischtennis, Para Triathlon, Rollstuhlbasketball, Rollstuhlfechten, Rollstuhlrugby, Rollstuhltennis, Sitzvolleyball

Die Startplätze für Paris 2024 werden zum größten Teil über Quotenplätze vergeben, die bei Welt- und Europameisterschaften oder anhand der Platzierung in der Weltrangliste erreicht werden können. Es wird unterschieden zwischen persönlichen Startplätzen und Startplätzen für die nationalen Verbände. Im letzten Fall liegt das Vorschlagsrecht bei den Bundestrainer*innen, die im Rahmen des Kontingents an Startplätzen Athlet*innen zur Nominierung vorschlagen. Voraussetzung ist die Erfüllung der nationalen Qualifikationsnorm. Das letzte Wort hat schließlich die Nominierungskommission des Deutschen Behindertensportverbandes, die Mitte Juli 2024 tagt.

Bei der Para Leichtathletik-WM in Paris hat das deutsche Team insgesamt 13 Quotenplätze durch Top-Vier-Platzierungen erreicht. Im Para Schwimmen war während der WM in Manchester sogar mindestens der Silberrang auf paralympischen Strecken nötig, um das Ticket für Paris zu lösen. Herausgekommen sind sechs Startplätze. Die ersten vier Quotenplätze wurden bereits im Sommer 2022 im Para Dressursport gesichert, weitere vier kamen am vergangenen Wochenende bei der Para Kanu-WM in Duisburg hinzu. Jeweils einen Quotenplatz gibt es bislang im Para Sportschießen und im Para Bogensport.

„In fast allen Sportarten können und werden sich hoffentlich noch Athletinnen und Athleten qualifizieren. Der Kampf um die Quotenplätze hat gerade erst begonnen. Lediglich im Blindenfußball und im Gewichtheben ist jetzt schon sicher, dass wir nicht dabei sein werden“, erklärt der Vizepräsident Leistungssport des Deutschen Behindertensportverbandes und Chef de Mission, Dr. Karl Quade. So haben die Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaften der Damen und Herren durch ihre beiden vierten Plätze kürzlich bei der EM in Rotterdam die direkte Qualifikation für Paris zwar verpasst, sicherten sich dadurch jedoch die Teilnahme an einem Qualifikationsturnier im Frühjahr 2024. Gleiches gilt für die Rollstuhlrugby-Nationalmannschaft, die bei der EM im April ebenfalls auf Platz vier landete und noch die Chance aufs Paralympics-Ticket hat. Während es im Sitzvolleyball bei der EM im Oktober sowie bei zwei weiteren Turnieren noch mehrere Möglichkeiten zur Qualifikation gibt, müssen die deutschen Goalball-Nationalteams bei der EM im Dezember je nach Konstellation mindestens ins Finale einziehen bzw. die Herren sogar den Titel holen. In den übrigen Sportarten wird es weiterhin darum gehen, sich über Welt- und Europameisterschaften, Weltcups oder mögliche Qualifikationsturniere für die Spiele zu qualifizieren.

„Wir erhoffen uns Medaillen und Top-Platzierungen in möglichst vielen Sportarten“, sagt Dr. Karl Quade und fügt an: „In Tokio haben die Athletinnen und Athleten in acht Sportarten insgesamt 43 Medaillen gewonnen. Dies wollen wir in Paris gerne bestätigen oder vielleicht sogar erweitern. Hinzu kamen vor zwei Jahren 57 Platzierungen auf den Plätzen vier bis acht.“ Traditionell wird der Medaillenspiegel stark von wenigen Sportarten dominiert. In der Para Leichtathletik (164 Entscheidungen), Para Schwimmen (141), Para Radsport (51) und Para Tischtennis (31) werden 72 Prozent der insgesamt 549 Medaillen-Entscheidungen fallen. Bei der Vielzahl an Welt- und Europameisterschaften im Sommer hat sich gezeigt, dass die deutschen Athlet*innen es immer wieder in die Weltspitze schaffen – allerdings ebenso, dass immer mehr Nationen immer stärkere Leistungen zeigen und das Niveau erneut enorm gestiegen ist. So resümierte Para Kanu-Bundestrainer André Brendel nach einer Bronzemedaille bei der Heim-WM in Duisburg: „Die anderen Nationen haben leistungsmäßig deutlich aufgeschlossen, nicht nur die bisher führenden Para Kanu-Nationen.“ Auf der anderen Seite brachten es die deutschen Teilnehmer*innen bei den Weltmeisterschaften in der Para Leichtathletik, im Para Schwimmen und im Para Radsport auf 50 Medaillen – 16 in Gold, 16 in Silber und 18 in Bronze. Hinzu kamen 23 Medaillen bei den European Para Championships in Rotterdam in den Sportarten Para Radsport, Para Badminton, Para Judo und Rollstuhltennis. DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher verweist trotz aller Euphorie auch auf die gewachsene Konkurrenz im Para Sport: „Das war natürlich ein medaillenreicher Sommer mit herausragenden Leistungen, allerdings haben wir auch sehen können, dass die anderen Nationen nicht schlafen und ebenfalls tolle Athlet*innen hervorbringen.“

Riesig! DBS-Generalsekretär Stefan Kiefer: „Meine persönliche Vorfreude auf die Paralympischen Spiele ist enorm, denn es sind die ersten Spiele in meiner Funktion als Generalsekretär des DBS. In London konnte ich 2012 bereits diese unglaubliche Stimmung aufsaugen, aber ich bin sicher, dass Paris noch einmal eine deutliche Steigerung des öffentlichen Interesses und der öffentlichen Wahrnehmung bietet. Wir sind zuversichtlich, dass die öffentlich-rechtlichen Sender diese Chance nutzen und auch zur Prime Time die Übertragung der Highlights im Fernsehen sicherstellen.“ Auch DBS-Präsident Beucher freut sich endlich wieder auf Spiele vor der eigenen Haustüre mit hoffentlich vielen deutschen Fans. „Außerdem ist es gut, dass die Spiele wieder in einem demokratischen Teil der Welt stattfinden werden“, betont Beucher. Karl Quade, der das Team D Paralympics in Paris zum 15. Mal als Chef de Mission anführt, sagt: „Endlich wieder Spiele in Europa und dazu noch in Paris, einer tollen Stadt. Die Wettkämpfe finden weitestgehend in Sportanlagen mit großer Vergangenheit statt, teilweise in historischen Anlagen wie dem Grand Palais. Das wird eine sehr schöne Verbindung von Spitzensport und Kultur.“

Die rund 2,8 Millionen Tickets gehen ab 9. Oktober 2023 in den Verkauf. Nachdem zuletzt in Tokio und Peking zweimal keine Zuschauer erlaubt waren, hofft das IPC diesmal auf einen neuen Rekord - und am liebsten auf ausverkaufte Tickets schon vor dem Start der Spiele. 

Ja, und was für eins! Nach zwei Spielen ohne Deutsches Haus infolge der Corona-Pandemie darf man sich in Paris gleich auf ein Deutsches Stadion freuen, welches von der Deutschen Sport Marketing organisiert und mit Leben gefüllt wird. In seiner mittlerweile über 30-jährigen Geschichte war das Deutsche Haus bereits in einer Schule, einer Universität, einem Restaurant, einem Hotel sowie einem Beachclub beheimatet – aber noch nie in einem Stadion. Das beeindruckende Rugbystadion Stade Jean Bouin liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Prinzenpark und dem Stade Roland-Garros, wo im Sommer 2024 die Wettkämpfe im Fußball und (Rollstuhl)Tennis stattfinden. Stefan Kiefer: „Wir dürfen mit Stolz vom größten Deutschen Haus sprechen, dass es jemals gab und freuen uns riesig auf diesen Treffpunkt.“ Dieser schaffe Raum für die so wichtigen Begegnungen von Athlet*innen, Partner*innen, Besucher*innen und dem Team hinter dem Team. Beucher: „Das wird unser paralympischer ,Melting point‘ in Paris.“

Paralympics Nachrichten

Die deutsche Rollsuhlbasketballmannschaft feiert gemeinsam die Qualifikation zu den paralympischen Spielen 2024. Foto: Grégory Picout/FFH

Rollstuhlbasketball: Herren qualifizieren sich für Paris

Es ist vollbracht: Die deutsche Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft der Herren hat sich beim Repechage-Turnier im französischen Antibes für die Paralympics in Paris qualifiziert.

Die sächsischen Nationalspieler und Nationalspielerinnen im Sitzvolleyball (v.l.n.r.): Michelle Schiffler, Alexander Schiffler, Lena Talabudzinow, Florian Singer, Josefine Seifert und Tanja Leistner. Foto: SBV 2023

Sitzvolleyball: Damen verpassen Paralympics

Es wäre so schön gewesen. Die sächsischen Sitzvolleyball-Damen konnten mit der Nationalmanschaft den sächsischen und deutschen Herren nicht folgen. Sie haben die erste Paralympics-Teilnahme verpasst.

Bild der Deutschen Sitzvolleyball-Nationalmannschaft während eines Spiels. In der Bildmitte hechtet eine Spielerin zum Balll

Sitzvolleyball Damen: Letzte Chance auf erste Paralympics-Teilnahme

Tanja Leistner, Michelle Schiffler und Lena Talabudzinow (alle LBRS) kämpfen mit der Deutschen Nationalmannschaft vom 3. bis 10. April um das letzte Paralympics-Ticket im Sitzvolleyball der Damen.

Allgemeine Infos

Das sind die paralympischen Spiele

Die paralympischen Spiele sind der sportliche Höhepunkt für die weltbesten Sportler*innen mit einer Behinderung. Hauptsächlich treten Menschen mit einer körperlichen Behinderung bei den Paralympics an. Jedoch gehen auch Menschen mit einer Sehbehinderung (z.B. in den Sportarten Goalball, Para Schwimmen, Para Leichtathletik) oder mit einer geistigen Behinderung (z.B. Para Leichtathletik, Para Tischtennis, Para Schwimmen) an den Start. Dagegen starten Gehörlose bei den Deaflympics. Für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung veranstaltet Special Olympics die sogenannten Weltspiele.

Geschichte

Die ersten Paralympischen (Sommer-)Spiele fanden 1960 statt. Der Ursprung geht allerdings bis zum 28. Juli 1948 zurück. An diesem Tag fanden die 1. Sportspiele für Rollstuhlfahrer, die sogenannten Stoke Mandelville Games, parallel zu den olympischen Spielen von London statt.

IPC & NPC

Die paralympischen Spiele werden vom Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) organisiert. Die Spiele sind in Sommer- und Winterspiele aufgeteilt. Sie finden im gleichen Jahr und am gleichen Ort der olympischen Spiele statt.

Die Funktion des Nationalen Paralympischen Komitee (NPC) übernimmt in Deutschland der Deutsche Behindertensportverband (DBS). Der DBS ist Mitglied im NPC und der Dachverband des SBV.

Chancengleichheit durch Klassifizierung

Bei den Paralympischen Spielen gibt es ein Klassifizierungssystem, das die Sportler in unterschiedliche Kategorien einteilt. Je nach Art und Ausprägung der Behinderung starten die Sportler*innen in den jeweiligen Sportarten in unterschiedlichen Behinderungsklassen. Das Klassifizierungssystem soll Chancengleichheit in den Wettkämpfen ermöglichen.

Im Weitsprung werden Sportler*innen beispielsweise in vier unterschiedliche Kategorien unterteilt. Athleten mit: visueller Beeinträchtigung, intellektueller Beeinträchtigung, koordinativer Beeinträchtigung und unterschiedlichem Grad von Amputation bzw. einer anderen Beeinträchtigung. Athleten mit einer Bein- oder Fußprothese ist es freigestellt, mit welchem Bein sie abspringen.

Die nächsten paralympischen Spiele

Sommer-Paralympics 2024: 28. August bis 8. September 2024 in Paris (Frankreich)

Winter-Paralympics 2026: 6. bis 15. März 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo (Italien)

Sommer Paralympics 2028: 22. August bis 3. September 2028 in Los Angeles (USA)